Debakel trotz Influencer-Offensive – 200 Mitarbeitende entlassen, Juli-Löhne ausstehend
Schweizer Beauty-Start-up Hair & Skin ist pleite

Die Schweizer Klinikkette Hair & Skin meldete am Dienstag Konkurs an. 200 Mitarbeitende sind ihren Job los. Die Kunden haben teilweise viel Geld verloren – zumindest vorderhand. «Das Management hat mit der Expansionsstrategie versagt», sagt ein Insider.
Publiziert: 28.08.2024 um 09:34 Uhr
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Aktualisiert: 28.08.2024 um 09:58 Uhr
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Hair & Skin bot eine Vielzahl von Beauty-Behandlungen wie Haartransplantationen, Faltenbehandlung, Skinbooster und Schweissbehandlung an.
Foto: Facebook

Auf einen Blick

  • 200 Mitarbeitende betroffen, darunter 70 Ärztinnen und Ärzte
  • Bekannte Influencer unterstützten das Marketing des Start-ups
  • Die Expansionsstrategie des Hair-&-Skin-Managements ist gescheitert
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicola ImfeldTeamlead Wirtschaft-Desk

Vor vier Jahren gegründet, seit Dienstagabend pleite: Hair & Skin verabschiedet sich still und leise – nachdem das Beauty-Start-up im Sommer 2020 mit viel Lärm gestartet war. «Mit Bedauern müssen wir dir leider mitteilen, dass das Obergericht Zürich heute den Konkurs für die Hair & Skin Medical AG eröffnet hat», schreibt das Unternehmen am Dienstagabend in einem Mail an seine Kundinnen und Kunden, worüber «20 Minuten» zuerst berichtet hat. Eine offizielle Mitteilung des Start-ups fehlt bislang. 

Die Meldung ist ein gewaltiger Schock für die Angestellten, aber auch für die Kunden: 200 Mitarbeitende zählte Hair & Skin zuletzt. Davon 70 Ärztinnen und Ärzte. Sie wurden am Dienstag informiert – und fielen aus allen Wolken. «Ich kann es gar nicht fassen. Was ist nur passiert?», sagt eine Mitarbeiterin gegenüber Blick.

Die Juli-Löhne sind ausstehend – ob diese noch bezahlt werden? Ungewiss. Eine Blick-Anfrage beim Management von Hair & Skin blieb bislang unbeantwortet.

Influencer waren mittendrin

Die Schweizer Klinikkette legte inmitten der Corona-Pandemie einen fulminanten Start hin. Die Gründer eröffneten zuerst 21 Filialen in der Schweiz. Später wurden sieben Standorte wieder geschlossen. Hair & Skin bot eine Vielzahl von Beauty-Behandlungen wie Haartransplantationen, Faltenbehandlung, Skinbooster und Schweissbehandlung an.

Eine grosse Rolle spielten bekannte Influencer aus der Schweiz, die die Behandlungen auf ihren Social-Media-Kanälen eng begleitet haben. Zuletzt gab es eine regelrechte Influencer-Offensive. «Das Marketing hat Hair & Skin beherrscht, das war es aber auch bereits», sagt ein Branchenkenner gegenüber Blick. Ein anderer Insider weist darauf hin, dass über das Ende des Start-ups in der Branche schon lange spekuliert worden ist. «Mir tun die Kundinnen und Kunden leid. Das Management hat mit der Expansionsstrategie versagt.»

Fehleinschätzung des CEOs

Nicht nur in der Schweiz machte Hair & Skin zu schnell vorwärts. Anfang 2024 kündigte das Unternehmen den Sprung nach Grossbritannien und in die USA an. Man wollte laut CEO Philipp Lehmann «den globalen Marktführer für Haar- und Hautbehandlungen» aufbauen.

Der Umsatz lag damals laut seinen Angaben im «mittleren zweistelligen Millionenbereich». Ab dem vierten Quartal 2024 werde die Gruppe profitabel sein, so Lehmann gegenüber der «Bilanz». Nachträglich eine krasse Fehleinschätzung.

Kunden erhalten Geld nicht direkt zurück

Hauptkritikpunkt aus Konsumentensicht: Bis ganz zum Schluss wurden diverse Produkte angeboten – und sogar mit Spezialaktionen beworben. Auch am Mittwochmorgen heisst es auf der Hair-&-Skin-Website noch: «Nur bis zum 31. August 2024! Spare bis zu 1000 Franken auf deine Haartransplantation.» Bezahlen mussten viele Kundinnen und Kunden vorab. Ihr Geld erhalten sie nun nicht direkt zurück.

«Solltest du bereits Zahlungen für bevorstehende Behandlungen geleistet haben oder Fragen zu offenen Rechnungen haben, wende dich bitte an den Konkursverwalter, der für die Abwicklung dieser Angelegenheiten zuständig ist», schreibt Hair & Skin im E-Mail an die Kunden, das Blick vorliegt.

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